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TANZ AUF DEM VULKAN IM HIGHTECH-LOOK
Technologie und Immobilienbranche waren lange Zeit so wie "Feuer und Wasser". Das hat sich jetzt um 180 Grad binnen weniger Jahre verändert. Ganz ungefährlich ist aber auch das nicht.
Drei oder vier Handvoll - sehr viel mehr waren es wohl nicht. Das kleine Grüppchen der Österreicher, die an diesen ersten Maitagen mehr oder weniger gemeinsam nach London gekommen waren, hatte eines gemeinsam: Wegen des Wetters hatten sie Wien, das gerade eben die ersten hochsommerlichen Temperaturen des Jahres erlebte, nicht verlassen. Kalt war es hier, regnerisch zu Beginn auch. Aber der Trip nach London war irgendwie eine Art "Klassenausflug", wie immer, wenn einige Angehörige der österreichischen Immobilienbranche zu einer gemeinsamen Destination unterwegs waren. Die "Sights", die man sich hier ansehen wollte, waren allerdings anderer Natur. Sie alle einte das Interesse, in eine radikal neue Welt (wieder) einzutauchen - oder sich darüber jedenfalls mit Gleichgesinnten auf internationalem Parkett auszutauschen. Die Welt der Proptech-Industrie. Das war der große gemeinsame Nenner aller, die hierher zur Future: PropTech London gekommen waren.
##Querschnitt der Branche
Ansonsten hätte die Zusammensetzung nicht unterschiedlicher sein können - und wohl keinen besseren Querschnitt über die Vielschichtigkeit der Immobilienbranche liefern können. Ein Vertreter des flächenmäßig größten Hausbesitzers der Republik will sich einen fundierten Überblick verschaffen, was auf sein Unternehmen zukommen könnte. Der Topmanager eines in halb Europa tätigen "reinrassigen Bauträgers" aus Österreich möchte sich Inputs holen, um sein Unternehmen auch technologisch in die Zukunft zu boosten, einmitgereister österreichischer Mitbewerber - ebenfalls zwischenzeitig mit einem Milliarden-Projektvolumen und Aktivitäten in Österreich, Deutschland und Polen - hat sogar schon seinen eigenen Proptech-Beauftragten, der ebenfalls hier dabei ist. Und ein deutscher Banker sucht schlicht und einfach Investmentmöglichkeiten in Proptech-Startups mit überdurchschnittlichem Marktpotenzial. Und dann wäre dann auch noch ein Hausimmobilienmakler, der sich hier nach entsprechenden Konkurrenzvorteilen umsieht.
Für einen Teil der Österreicher hier war dieses "London Sightseeing der anderen Art" noch effizienter. Wie schon bei einer ähnlichen Veranstaltung im November vorigen Jahres in New York hatten Julia Arlt von PwC und Iris Einwaller vom Immobilien Magazin ausgewählte Kunden zu einer speziellen "Proptech-Wirtschaftsmissions-Leserreise" geladen, wo es neben der Teilnahme an der eintägigen Future: PropTech London (übrigens mitorganisiert von Julia Arlt) eine große Anzahl an persönlichen Gesprächen - und Firmenbesuchen - am Abend davor und am gesamten Tag nach der Future: Prop-Tech London zu absolvieren gab.
Zwei Eindrücke bleiben da besonders haften: Die erste Welle der "Proptech-Goldgräber-Stimmung" scheint vorbei. Soll bedeuten: Nicht mehr alles, wo "Proptech" drauf steht, wird auch von den Investoren finanziert. Im Gegenteil: Zwischenzeitig wird in den "Geburtshilfestation für Proptech-Startups", egal ob in London oder in New York, schon sehr genau hingesehen. Von 750 Startup-Unternehmen finden selbst im risikofreudigen London im Schnitt nur zehn eine Risikofinanzierung. In Österreich wäre es dann wohl eher eine Relation von 750 zu einem einzigen Unternehmen. Auch dann ist das langfristige Überleben des Jungunternehmens noch lange nicht sicher - wie auch die aktuelle Pleite des ambitionierten Proptech-Unternehmens Zoomsquare in Österreich einmal mehr zeigt.
Genau dieser Eindruck verfestigte sich auch für die 1600 Teilnehmer an der Future: PropTech London. Vielfach reihte sich "More of the same" an Proptech-Ideen beziehungsweise Konzepten aneinander. Dass die allermeisten dieser Ideen ihren Markt haben, scheint gesichert, aber auch, dass nur wenige dieser Anbieter vergleichbarer Lösungen auch tatsächlich überleben werden.
Einer dieser Megatrends: Virtual Reality im Zuge der Flächenvermarktung. Es reicht, die Zahl der Arbeitsplätze idealerweise samt Wunschkonfiguration in eine Maske einzugeben. Das System sucht automatisch passende freie bzw. frei werdende Flächen am Markt und liefert in Realtime dazu auch gleich Belegplan-Vorschläge. Zum Teil sogar bereits mit der Wunschmarke des Büromöbelherstellers, aber immer in 3D - und vielfach mit dem errechneten echten Ausblick aus dem jeweiligen Bürofenster. Dass bei der Faktenbox gleich alle Mietkostenparameter aufgelistet und zum Teil mit ebenfalls verfügbaren Optionen verglichen werden, ist klar. CBRE hat schon vor einiger Zeit einen dieser US-Anbieter erworben und führt das System nun etappenweise weltweit ein - auch in Europa. In London hat es schon gestartet.
##Radikaler Umbruch im FM-Bereich
Ein anderer Megatrend: Facility-Management. Hier dürfte es am schnellsten einen radikalen Umbruch geben. Dutzende vergleichbare Systeme wurden in London präsentiert, die allesamt die Bewirtschaftungskosten des Hauses (dank personalisierter Nutzerprofile) drastisch senken, das (zunächst Büro-)Haus aber zu einem Superbrain mit AI macht. Mittels der IP-Adresse des Smartphones jedes Nutzers werden Zugangsberechtigungen bis hin zum Aufzug und der Garagenzufahrt vollautomatisch gesteuert, es wird aber auch ein selbst lernendes Benutzerprofil angelegt, das über die erlernten Benutzergewohnheiten Kühlung, Heizung, Beleuchtung, Luftzufuhr und alles, was an Technik sonst noch da ist, steuert und optimiert. Mehr oder minder sind die am Start befindlichen Systeme vergleichbar, wer aber in einem oder in zwei Jahren immer noch am Markt überleben und seine Software warten beziehungsweise weiterentwickeln wird, kann heute noch nicht wirklich gesagt werden.
Und genau dies ist die Zwickmühle, in der sich die Nutzer - also Bauträger/Developer, Makler, Investoren, Dienstleister etc. - befinden: Selber entwickeln (lassen) und damit mit Sicherheit das Rad ein zweites, drittes oder hundertstes Mal neu erfinden? Noch dazu mit allen Unwägbarkeiten, die damit verbunden sind, und der großen Wahrscheinlichkeit, damit eher nicht das allerbeste System zu haben, mal ganz abgesehen von den deutlich höheren Kosten für derartige Alleingänge? Oder bei einem externen Anbieter ein System zu mieten, wo man nicht mit Sicherheit sagen kann, ob es dieses Angebot in zwei oder drei Jahren (wenn die Anlauffinanzierung ausgelaufen ist) überhaupt noch gibt?
Freilich, "abwarten und Tee trinken" ist da selbst in London sicher auch keine Lösung. Denn in einer Branche, die sich gerade anschickt, mit High Speed wo immer es geht neue Technologien einzuführen, ist Stillstand mehr als nur ein Rückschritt. Er könnte sogar existenzgefährend sein.
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AutorGerhard Rodler aus London
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