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The Power of Time Off

Vom Nichtstun und der ihm innewohnenden Produktivität In der altchinesischen Spruchsammlung Tao Te King hieß es „Beim Nichtstun bleibt Nichts ungemacht“.Der Spruch, der im 6. Jahrhundert vor Christus entstanden sein soll, ist aktueller als man meint. Viele Psychologen, Philosophen, Managementgurus raten zum – durchaus absolut gemeinten – Nichtstun auf Zeit. Alles schön und gut, wenn der Kopf nicht wäre. Denn erstens haben wir uns daran gewöhnt in jedem Winkel dieses Erdballs permanent online und allzeit erreichbar zu sein und zweitens eine permanente Angst (auf gut Wienerisch: „Schiss“) davor, etwas zu verpassen und entfremdet – im schlimmsten Fall „de-friended“ – zu werden. „Wir Menschen haben Angst vor Momenten der völligen Entspannung, weil wir sie als verlorene Zeit empfinden\", bringt Frédéric Lenoir, einer der renommiertesten Philosophen und Soziologen Frankreichs in einem Interview mit der „Welt“ das Dilemma auf den Punkt. Dabei sind es gerade die Zeitabschnitte des Nichtstuns, die dem Geist neue Energie schenken: Das Gehirn hat Zeit, das Chaos im Kopf zu ordnen, Informationen neu zu sortieren und Datenmüll zu entsorgen. Nur so kann es wieder Platz für Neues schaffen und Kreativität freisetzen. Lenoir, ein täglicher Spaziergänger ohne Ziel, ist überzeugt: \"In diesen Zeitabschnitten, in denen ich Druck ablasse, tankt mein Geist neue Energie.\" – die Arbeitseffizienz sei seiner Ansicht nach danach „zehn Mal so hoch“. Dass schöpferische Pausen vom Arbeiten die Produktivität steigern, ist auch in der Wirtschaft angekommen: Google beispielsweise verpflichtet seine Mitarbeiter 20% ihrer Arbeitszeit für persönliche Auszeiten und Experimente zu nutzen, Netflix hat erst vor kurzem mit seiner „No-policy Vacation Policy“ für Aufmerksamkeit gesorgt, die insbesondere auch Führungskräfte als Vorbilder dazu animiert, sich großzügige Urlaube zu gönnen und die gewonnene Inspiration für den Unternehmenserfolg einzusetzen. Einer, der öfters auf die Pausetaste drückt – genaugenommen alle sieben Jahre – ist einer der gefragtesten Grafikdesigner der Welt, Stefan Sagmeister. Im Jahr 2000 verschließt Sagmeister sein Studio in New York zum ersten Mal – mitten im Boom der New Economy. Sich selbst einen rigiden Tagesplan auferlegend, um nicht in die Versuchung zu kommen, dann doch wieder Klein- und Kurzjobs anzunehmen, entstanden Sagmeisters „Things“ – Slogans, die er ohne Werbebotschaft und Produktnamen (aber in weiterer Folge von namhaften, internationalen Unternehmen finanziert) in der Welt platzierte und die eine überwältigende Resonanz erzeugten. Nahezu alles, was Sagmeister in den sieben Jahren nach seiner Auszeit produzierte und ihn schlussendlich auch in die Weltelite der Designer katapultierte, hatte seinen Ursprung in der experimentellen Auszeit. Doch es bedarf nicht der Sagmeister’schen Radikalität, um im Alltag die Batterien neu aufzuladen: Wissenschaftler der University of Michigan haben bewiesen, dass im Gegensatz zu einer städtischen Umgebung, in der sich unser Gehirn automatisch auf Geschäftigkeit und ein Dauerfeuer an Impulsen einstellt, schon alleine das Betrachten eines Naturpanoramas ausreicht, um die Aufmerksamkeit, Laune und Leistungsfähigkeit zu steigern. In allen Situationen, in denen äußerer Input reduziert oder sogar weggelassen wird, organisiert sich das Gedächtnis neu und versichert sich seiner eigenen Geschichte. Diese Art des neuronalen Ordnunghaltens scheint sowohl für ein reibungsloses Funktionieren des Denkorgans wichtig zu sein als auch für unser Empfinden einer eigenen, unverwechselbaren Identität. Dieser Reboot im Kleinen funktioniert schon, wenn man seine Mittagspause im Park verbringt oder im Urlaub der latenten Sehnsucht nach seinem mobilen Begleiter widerstehen kann und durchatmet. „Please turn your mobile devices off and your life on.“ «
Wir haben Angst vor Entspannung
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 02. Juli 2014 - zuletzt bearbeitet am 14. August 2025


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AutorJohannes Eisert
Tags
Innovation
Wissenschaft
re.comm
Management
Arbeitsmodell
Leistungsfähigkeit
Unternehmensführung

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