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Was beim Aufzugskauf verschwiegen wird
Verblüffendes Studienergebnis: Aufzüge verbrauchen mehr Strom, wenn sie stillstehen, als bei der Fahrt. Das kostet! Das Immobilien Magazin verrät, wie man diese Kosten in den Griff bekommt.
Aufzüge sind unauffällig. Wir haben uns so an sie gewöhnt, dass wir sie kaum wahrnehmen. Wahrscheinlich ist das der Grund, dass Bauherren und Benutzer noch kein ausgeprägtes Bewusstsein für Anschaffungs-, Betriebs- und Wartungskosten ihrer Systeme haben.
Während Behörden, Organisationen und Architekten an umfangreichen Richtlinien zum „Grünen Bauen“ arbeiten und dabei sogar den durch Briefschlitze verursachten Luftzug berücksichtigen, haben sie das Thema der Aufzüge bisher völlig außer Acht gelassen.
##Aufzüge sind Kraftfahrzeuge
Aufzüge und Rolltreppen sind im Prinzip nichts anderes als Kraftfahrzeuge mit dem Unterschied, dass sie leise arbeiten und keine unmittelbar feststellbare Umweltbelastung erzeugen, skizziert Günther Baca von der Kone AG die Problematik. Darüber hinaus hat die Auftragsvergabe an Generalunternehmer oft zur Folge, dass diese nicht die langfristigen Kosten, sondern lediglich die Kosten ihrer Gewährleistungsfrist ins Kalkül ziehen.
Die aktuelle Aufzugspopulation von bald zehn Millionen Aufzügen wird sich in den kommenden zehn Jahren nochmals vielleicht sogar verdoppeln. Betrachtet man Aufzüge als Kraftfahrzeuge, dann denkt man schnell an den Energiekonsum.
Der weltweite Energieverbrauch für diese Aufzüge entspricht der Kapazität von zwei Kernkraftwerken. Aber auch die österreichische Dimension kann beeindrucken. Das Kraftwerk Freudenau produziert drei Monate Energie, um die 80.000 heimischen Aufzüge mit Energie zu versorgen. Mit plus 65 Prozent in den kommenden 15 Jahren geht man auch in Österreich von einem starken Anstieg der Aufzugs-Population aus.
##Die große Kosten-Überraschung
Betrachtet man den Energieverbrauch von Aufzugsanlagen im Detail, dann denkt man in erster Linie an die „Fahrt“-Kosten. Naturgemäß lag das Hauptaugenmerk der Aufzugsindustrie auf der Entwicklung neuer Antriebstechnologien, die entsprechend weniger Energie für die Fahrten verbrauchen. Diese Entwicklung wirkt in dem Maß, wie alte durch neue Technologie ersetzt wird – also nach und nach.
Bereits 1996 wurde ein ökologischer Meilenstein in der Aufzugsentwicklung gesetzt. Ein spezieller Antrieb ermöglichte etwa den ersten maschinenraumlosen Aufzug und gleichzeitig Einsparungen für den Fahrstrom von bis zu 70 Prozent.
Nun verbraucht ein Aufzug aber Strom nicht nur während der Fahrt, sondern auch in den Pausen. Aber Aufzüge müssen stets verfügbar sein, oder anders gesagt: „stand by“.
Dass Elektroanlagen im Dauerbetrieb Strom und Geld kosten, weiß jeder. Wie viel, weiß kaum jemand. Eine Studie kommt zu dem Schluss, dass der Stand-by-Verbrauch rund 58 Prozent des gesamten Strombedarfs aller Aufzüge ausmacht und den Fahrtstrombedarf deutlich übersteigt. Besonders in Wohngebäuden ist der Aufzug mehr ein „Stehzeug als ein Fahrzeug“, meint Baca pointiert. Je nach Nutzungsart weicht der Bedarf von diesem Mittel noch erheblich ab.
So liegt, laut einer Studie im Auftrag des Schweizer Bundesamts für Energie, der „Stand-by-Bedarf“ bei Wohnhausaufzügen bei 82,7 Prozent des Strombedarfes.
##Ansätze zur Einsparung
„Der Stand-by-Verbrauch setzt sich aus vielen Anteilen zusammen. Hier besteht ein enormes Optimierungs-Potenzial“, formuliert Baca. Die am schwersten wiegenden „Sünden“ sind konstant eingeschaltetes Kabinenlicht und permanente Kraft in der Tür-Schließung. Beim Kabinenlicht bietet die Nutzung der LED-Technologie Sparpotenziale durch geringeren Verbrauch (minus 80 Prozent) und deutlich längere (nämlich bis zu zehnfachen) Lebensdauer. Weitere Aspekte, die nach dem Stand der Technik vermeidbar sind: effizientere Netzteile (Schaltnetzteile, Ringkerntrafos) und eine eventuelle Abschaltung der Frequenzumrichtersteuerung und anderer Steuerungsfunktionen bei Stillstand. In Schwachlastzeiten wäre ein „Sleep-Modus“ denkbar, damit verbunden allerdings etwas längere Wartezeiten. Bei großen Aufzugsanlagen mit hoher Fahrtenzahl kann ein rückspeisefähiger Umrichter energetisch und wirtschaftlich sinnvoll sein. Ein gutes Beispiel für Aufzüge mit Stromrückspeisung findet man in einem „Green Building“ in Wien, dem mittlerweile mehrfach ausgezeichneten UNIQA-Tower. Dort fungieren die Motoren auch als Generatoren und speisen Strom ins Gebäudenetz zurück. Die neueste Aufzugs-Generation wird serienmäßig mit Energiesparpaketen ausgestattet. Hier ersetzen zum Beispiel energiesparende LED-Spots die Halogenspots. Automatische Abschaltung für Ventilation und Kabinenlicht im Standby-Modus, stromlose Sicherheitsverriegelung der Türen und sogar die Möglichkeit, das Ganglicht über den Kabinenstand des Aufzuges anzusteuern, sind einige der vielen „Schrauben“, an denen die Belastung der Umwelt reduziert wird. «
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AutorEngelbert Abt
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