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Wenn das Giftwasser bis zum Hals steht
Eine Umweltbombe erster Ordnung wird nun tatsächlich doch entsorgt. Das sollte auch den lokalen Immobilienmarkt beflügeln.
Auf den ersten Blick ist es ein Umweltthema. Aber Trinkwasserversorgung und Lebensqualität haben eine wesentliche Bedeutung für den Standort und somit auch die Immobilienentwicklung. Und insofern dürfte Wiener Neustadt als Immobilien- und Wohnstandort demnächst wieder an Attraktivität zurückgewinnen. Aber nicht nur das. Es geht dabei in Wahrheit um den größten Ballungsraum Österreichs. Es geht um Wien. Die Bundesaltlastensanierungsgesellschaft mbH hat nach jahrzehntelanger Verzögerung die europaweite Ausschreibung für die Räumung der Aluminiumschlackendeponie gestartet. Von 1974 bis 1990 wurden in eine ehemalige Schottergrube am südwestlichen Rand von Wiener Neustadt rund 700.000 Tonnen Aluminiumschlacke sowie 300.000 Tonnen mineralische und organische Abfälle geschüttet. Die Bezeichnung Deponie trägt die Ablagerung zu Unrecht, denn die Grube ist weder abgedichtet noch verfügt sie über Einrichtungen zur Sammlung und Behandlung von Sickerwässern. Das Thema ist vor allem für Wien relevant, da die Altlast die Mitterndorfer Senke gefährdet, wo sich die Brunnen der Dritten Wiener Wasserleitung befinden.
Erst als 2010 Wiener Neustadt, als territorial zuständige Wasserrechtsbehörde, mit der Erlassung eines Räumungsauftrages drohte, kam Bewegung in die Causa. Der Wiener Neustädter Bürgermeister Bernhard Müller begrüßt, dass jetzt endlich zu arbeiten begonnen wird. Die zahlreichen politisch motivierten Verzögerungen und die lange Vorbereitungszeit sind indessen noch nicht vergessen.
Dass die unter Kontrolle des sogenannten Lebensministeriums stehende Bundesaltlastensanierungsgesellschaft mbH mit der Veröffentlichung der Ausschreibung bis kurz vor den Nationalratswahlen wartet, glaubt der Bürgermeister nicht. Dazu sei das Thema zu ernst. Es gehe hoffentlich nicht um Eitelkeiten oder politische Show, sondern darum, dass nun die vorletzte große Umweltsünde Österreichs endlich entschärft würde. Nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Wirtschaft ist das Vorhaben von hoher Bedeutung. Das Investitionsvolumen wird sich auf über 200 Millionen Euro belaufen. Hauptnutznießer der Investition ist nicht, wie man annehmen sollte, die Entsorgungswirtschaft, sondern die Bauindustrie.
Der Rückstand aus der Aluminiumproduktion wird in Verbindung mit Wasser hochreaktiv und im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich. Eine explosive Freisetzung von Schadstoffen und Hitzeausgasungen ist die Folge. Das Material gibt Chloride, Nitrat, Kalium, Natrium sowie Ammonium ins Grundwasser ab und setzt außerdem Methan und Ammoniak frei.
Zwischen 1974 und 1990 wurden in einer ehemaligen Schottergrube neben Baurestmassen und Gewerbeabfall erhebliche Mengen Aluminiumschlacke (auch aluminiumhaltige Leichtmetallkrätze genannt) abgelagert. Das grundwasserseitlich liegende Wasserwerk West ist nicht von den Schadstoffausschwemmungen betroffen, vorsichtshalber aber führt die WNSKS in dichten Intervallen Kontrolluntersuchungen durch. Der Plan der Bundesaltlastensanierungsgesellschaft mbH sieht die etagenweise Abtragung des Abfalls vor. In einem zweiten Schritt werden Baurestmassen, Hausmüll und Aluminiumschlacke getrennt.
Die als harmlos bezeichenbaren mineralischen Abfälle werden auf entsprechenden Deponien in der Nähe entsorgt, hausmüllähnlicher Abfall soll thermisch oder mechanisch-biologisch bewältigt werden. Die Aluminiumschlacke soll vor Ort behandelt oder für eine stoffliche Wiederverwertung vorbereitet werden. Weitere Zuschlagskriterien werden das Verkehrsaufkommen bei der Räumung und die Nachnutzung des Geländes darstellen. Wegen einer Sonderbestimmung des Altlastensanierungsgesetzes ist das Land Niederösterreich die Genehmigungsbehörde für die Räumung der grundwassergefährdenden Altlast. Weil die Aluminiumschlackendeponie auf Wiener Neustädter Gebiet liegt, ist die Stadt im UVP-Verfahren Formalpartei. «
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AutorRobert Rosner
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