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Wiener Original

Eugen Otto gehört zu Wien wie Ottakringer, Mannerschnitten und der Stephansdom. Heuer begeht der Chef von Otto Immobilien sein 40-jähriges Berufsjubiläum. Zeit für einen Rückblick auf eine bewegte Entwicklung. Wenn man sich mit Eugen Otto zusammensetzt, dann nimmt er sich auch die Zeit dafür. Allfällige Termine und Telefonate werden weit nach hinten verschoben. Wenn man mit ihm spricht, darf nichts so wirken, als wäre er gestresst oder auf dem Sprung. Im Gegenteil. Für ihn ist es ein absolutes Muss, dass sich der Gesprächspartner in seiner Gegenwart wohlfühlt. Dabei achtet er auf Kleinigkeiten - ob das Wasserglas des Gegenübers gefüllt ist, ob noch eine Tasse Kaffee gewünscht wird, ja selbst ein Buffet wird hergerichtet. Und anders als bei manchen anderen Terminen lässt Eugen Otto das nicht von einem Mitarbeiter erledigen. Er tut das höchstpersönlich - und zwar so, dass es nicht so wirkt wie eine lästige Pflicht, sondern, dass er das mit Freude tut. Es ist seine charmante, unaufgeregte Art, mit der er Wertschätzung seinen Gesprächspartnern gegenüber ausdrückt. Damit hat sich Eugen Otto ein ganz besonderes Standing in der österreichischen Immobilienbranche erarbeitet. ##Liebevolles Elternhaus Heuer begeht Eugen Otto sein 40-jähriges Berufsjubiläum. Am Anfang habe es ihn gefreut, dass ihm so viele gratuliert hatten, jetzt ist´s ihm schon wieder genug, erzählt er mit ruhiger Stimme. Also, entgegneten wir, wollen wir die Person portraitieren, was den Menschen Eugen Otto ausmacht - und natürlich, wie man zu dem wird, was man jetzt ist. Es war die Familie, in die er hineingeboren wurde, erzählt Otto. "Ich hatte eine warme und liebevolle Kindheit, wo ich viel Liebe, Respekt und Dankbarkeit für das, was man an Talenten und Fähigkeiten hat, erfahren durfte." Sowohl die Großeltern als auch die Eltern waren Unternehmer mit Herzblut, stets aber auch mit Demut gegenüber der Arbeit. Sein Großvater war Bäckermeister - wie auch am Anfang sein Vater, ehe er Gertrude Otto geheiratet hatte, die eine Hausverwaltung ihr eigen nannte. Anton Otto sattelte darauf hin um, zunächst im Bankenwesen. Um seiner Frau seine Liebe zu beweisen, machte er den Konzessionskurs für Hausverwalter und Makler - sein Abschlusszeugnis präsentierte er seiner Frau zum Hochzeitstag. Und so kam es, dass auch Eugen Otto im Familienbetrieb angefangen hatte und dort sein erstes Geld verdienen durfte. Vor seinem Studium immer als Sommerjob, als er mit dem Fahrrad durch ganz Wien fuhr, um die Zinszettel auszuführen. Mit dem Start seines Studiums dann als Halbzeit-Angestellter. Das war vor 40 Jahren. ##Ein Deal als Initialzündung Es waren mehrere Umstände, die dann Eugen Otto dazu veranlasst haben, der Immobilienwirtschaft treu zu bleiben. Seit seiner Kindheit ist ihm die Branche durch das Büro seiner Eltern vertraut. Aber seine richtige Initialzündung sei ein besonderer Deal gewesen, wie Otto erzählt: "Noch an der Universität hatte ich meinen ersten Maklerauftrag, empfohlen von einer Studienkollegin. Zwei Australier hatten jeweils nach einer Villenetage gesucht - immerhin für damals 35.000 Schilling Miete im Monat." Sein erster Abschluss, der allerdings eher für Unmut bei seinen Eltern gesorgt hat: "Wieso willst du Makler werden, das sind doch oft Glücksritter, die häufig von der Hand in den Mund leben, haben meine Eltern erklärt. Hausverwalter ist ein viel stabilerer Beruf, mach lieber das, Kind", erzählt Otto, der hier aber seinen eigenen Weg verfolgt hat - und dabei die Zurückhaltung und Seriosität des Hausverwalters mit dem Verkaufstalent eines Maklers in sich vereint hat. "Ein guter Makler muss Menschen mögen, auf sie zugehen und zuhören können. Er muss verstehen, worum es dem Kunden geht und muss ein nachhaltiges Vertrauensverhältnis schaffen", sagt Otto. Auch wenn er nach diesem Abschluss eine längere Durststrecke durchlaufen musste. Sechs bis neun Monate danach ist ihm nichts mehr gelungen, gibt er schmunzelnd zu. Aufgegeben hat er aber deswegen nicht. Auch das Jus-Studium, das er 1988 mit seiner Promotion abschloss, hielt ihn nicht ab. Seine Beharrlichkeit damals hat sich bezahlt gemacht - bis heute. ##Kein Businessplan Dass er dann mit Otto Immobilien so stark wachsen konnte und das Unternehmen formte, wie es heute ist, das geschah ohne Businessplan und ohne geplante Strategie, wie Otto erklärt. Sondern einfach, weil er neugierig, offen und arbeitsam war - und gute Gelegenheiten stets beim Schopf packte. Und natürlich wegen seines Rufs, den ihm die vielen persönlichen Weiterempfehlungen eingebracht haben. Denn damals, in den 1980er-Jahren, war der Ruf des Maklers landläufig nicht immer der allerbeste. Wie man mit einer Empfehlung reüssieren kann, erzählt Otto mit einer Anekdote: "In einer Substandard-Wohnung in einem Zinshaus, die ich verwaltete, lebte eine ältere Dame, die in ein Altersheim ziehen wollte. Sie sagte mir, sie hätte eine neue Elektroheizung, die könnte der Eigentümer ja wiederverwenden und eventuell ablösen, da der Umzug ins Altersheim ohnehin teuer ist. Darauf habe ich das vermittelt. Ein paar Monate später bekam ich einen Anruf von einem asiatischen Investor, der in Wien gesucht hatte. Wie er auf mich gekommen ist? Eine nahe Verwandte von der Dame hat mich empfohlen, weil sie so glücklich war, dass ich ihr helfen konnte." ##Flaschenhals Ende der 1980er-Jahre übernahm Eugen Otto dann schließlich den Familienbetrieb, seine Mutter, mit der er stets eine innige Beziehung gepflegt hatte, trat 1990 die Pension an, wenn auch nicht freiwillig - eine schwere Erkrankung zwang sie dazu und vor einer bevorstehenden Operation hatte sie ihre Angelegenheiten dem Sohn übergeben. Otto hatte dann die Hausverwaltung und die Makelei in zwei Unternehmen aufgegliedert. Und so wuchs auch die Anzahl der Mitarbeiter, was für Eugen Otto ebenfalls eine Lernkurve bedeutet hat, denn: "Ich konnte nicht delegieren und war dann irgendwie der Flaschenhals. Ich musste also dafür sorgen, dass ich die Menschen, die für mich arbeiten und auch etwas können, mit formellen Aufgaben ausstatte." So wurde das Unternehmen in spezialisierte Geschäftsfelder strukturiert und diese mit entsprechenden Verantwortlichen versehen. Gab es zunächst eine exklusive Partnerschaft mit NAI, wurde dann in den späteren Jahren eine Kooperation mit dem britischen Maklerhaus Knight Frank eingegangen. Diese besteht bis heute und erlaubt eine wertvolle internationale Vernetzung. ##Konsequente Markenführung Generell mutet die Markenbildung und das Markenverständnis von Otto Immobilien very british an. Etwa ein entsprechend gebrandetes Londoner Taxi, das stets auf Veranstaltungen wie der Wiener Immobilienmesse zu sehen ist. Das hat auch einen Grund: "Unsere Kunden fühlen sich sehr wohl, zu Immobilien chauffiert zu werden, das hat etwas Gemütliches, aber auch Besonderes an sich", so Otto. Oder die entsprechenden roten Kaffeetassen, mit denen im Büro in der Riemergasse der Kaffee gereicht wird. Was das Thema Markenführung betrifft, hat er viel von seiner Frau Christiane Wenckheim dazu gelernt. Kennengelernt hat er sie, wie es sich für ein Wiener Original wie Otto gehört, an einem Würstelstand. Wenckheim arbeitet bei der Brauerei Ottakringer, zunächst im Marketing, dann im Vorstand, jetzt im Aufsichtsrat. Zum Thema, eine Marke konsequent zu führen, hat Otto eine spannende Anekdote parat: "Wir waren beide in einem Golfclub, beide ein Krügerl in der Hand. Ein Freund von mir hat dann erklärt, ,jetzt ist hier das blöde Ottakringer ausgegangen'. Meine Frau nahm ihr volles Krügerl in die Hand, leerte es über den Freund und ermahnte ihn forsch: ,niemand beleidigt mein Bier!'. Mir war das damals zwar unheimlich unangenehm und ich drängte sie, sich bei ihm zu entschuldigen." Doch da biss er auf Granit, sie tat es nicht. Rund 20 Jahre später waren die beiden bei besagtem Freund eingeladen. Otto: "Dieser hat vor meiner Frau den Kühlschrank geöffnet, es war nur Ottakringer Bier drin. ,Ich trinke eh nur mehr Ottakringer', hat dieser gesagt." Ganz klar: Diese Marke ist ihm im Kopf geblieben. "So hat mich meine Frau gelehrt, dass man Qualität sehr konsequent nach innen und außen leben und verteidigen muss", so Otto. Das zeigt sich auch an eigenen Werbemaßnahmen, schmutzige oder in die Jahre verfärbte Banner gibt es bei ihm nicht: "Eine Marke ist auch nach Außen eine klare und konsequente Verpflichtung. Als ich etwa ein vergilbtes, schmutziges Plakat an einer Fassade sah, das Luxuswohnungen bewirbt, konnte ich nur den Kopf schütteln. So wird man keinen Käufer finden." So hat er auch immer das letzte Wort bei Werbemaßnahmen - sie müssen ins Konzept passen. ##Transparenz Die Konsequenz in der Markenführung bedeutet für Eugen Otto auch Transparenz. Das hat ihn auch dazu veranlasst, eine eigene Research-Abteilung ins Leben zu rufen - einer der Gründe, für den Otto vom Bundespräsidenten das Goldene Verdienstzeichen der Republik zuerkannt bekommen hat. Zwei Impulse habe es für seine Research-Aktivitäten gegeben, erzählt Otto: "Viele deutsche Fonds und Investoren kamen nach Österreich, um zu investieren. Während es in Deutschland bereits sehr gute Marktberichte im gewerblichen Bereich gab, gab es in Wien nur spärliche Berichte." Das war der erste Impuls in den 90er-Jahren. Der zweite war 2008, der ihn dazu veranlasst hatte, den ersten Wiener Zinshausmarktbericht zu konzipieren: "Seit diesem Jahr ist jeder Kaufvertrag elektronisch abgelegt worden, womit man diese auch abrufen konnte. Das Zinshaus war für mich immer ein Objekt der besonderen Begeisterung und Neugier, allerdings herrschte zuvor am Markt totale Intransparenz. Das hat mich geärgert. Und so dachte ich mir, was mich interessiert, interessiert meine Kunden auch", so Otto. Was ja dann auch tatsächlich der Fall war - und bis heute ist. ##Otto als Philantrop Und für noch etwas ist Eugen Otto bekannt: Nämlich für seinen wertschätzenden Umgang mit Mitmenschen, und seine stark ausgeprägte karitative Ader. So ist er sehr aktiv für den Verein Immohumana um Georg Slawik tätig, stets sammelt er dafür, dass alleinerziehende oder schwangere Frauen ohne eigene Wohnung eine Unterkunft bekommen. Oder bei einem katastrophalen Hochwasser nach dem Tsunami in Sri Lanka, wo er einmal beim traditionellen Otto Cocktail im Hotel Sacher gesammelt hatte. Warum seine philantropische Ader? "Ich habe es sehr gut im Leben, kann selbstbestimmt arbeiten und möchte auch etwas für Andere tun", so Otto. ##Savoir vivre Und wie entspannt Eugen Otto? In erster Linie mit seiner Familie, seiner Frau und den beiden gemeinsamen Kindern. Oder beim In-Ruhe-an-seinem-Schreibtisch-sitzen und rekapitulieren, dass das, was er sich ausdenkt, auch funktioniert - auch wenn er manchmal seine tragende Rolle in den einzelnen Geschäftsbereichen abgibt. Oder: Im Gastgarten sitzen, bei einem kühlen - no na - Ottakringer und die Menschen beobachten. Oder durch den Naschmarkt spazieren, mit dem Fahrrad in den Prater fahren. Oder er liest, mal mehr, mal weniger, wie er erzählt. Oder, und das gibt er ebenfalls gerne zu: "Manchmal tu ich gerne auch einfach gar nichts." Ein Wiener Original eben.
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 02. Oktober 2020 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


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AutorCharles Steiner
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