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Zurückhaltung im Handel
Der stationäre Handel war - bis auf den Lebensmittelsektor - einer der größten Verlierer des Corona-Lockdowns. Auf der operativen Seite erholt sich das Geschäft zwar merklich, auf Investoren-Seite sieht die Lage aber anders aus.
Die WKO-Bilanz der Sparte Handel zeigte für das erste Halbjahr ein erschütterndes Ergebnis: Die Einbußen, die Corona der Branche im März und April bescherte, beliefen sich im Vergleich zum Vorjahr 2019 auf zwei Milliarden Euro.
Diese unvorhergesehene Auszeit hatte in der Branche tiefe Spuren hinterlassen, doch ein halbes Jahr später gibt es auch schon wieder sehr viel Positives zu berichten: "Die Nachholeffekte waren spürbar, die Umsätze in den Shops und in den Centern sind gestiegen", atmet auch Tanja Tanczer, Leiterin der Sparte Einzelhandelsimmobilien bei Colliers International über das Konsum-Comeback auf.
##Nachholeffekte im stationären Handel
Vor allem der Elektrohandel aber auch Baumärkte, Einrichtungshäuser und Sportgeschäfte konnten sich in letzter Zeit über Rekordumsätze freuen. "Rückblickend können wir sagen, dass die Wiedereröffnung des Retailsektors - jedenfalls überall dort, wo dieser nicht vom Tourismus abhängt - gut funktioniert hat", sagt Walter Wölfler, Head of Retail Austria & CEE bei CBRE, "In der ersten Juliwoche sind die Frequenzzahlen in Österreichs Einkaufszentren bereits wieder auf rund 90 Prozent der Vorjahreswerte gestiegen." Einzelne Fachmarktzentren und Diskonter konnten ihre Frequenzund Umsatzzahlen des Vorjahres sogar übertreffen, weshalb auch der Großteil der Retail-Investitionen in Fachmarktzentren geflossen ist. "In den Fachmarktzentren geht man eben direkt vom Parkplatz ins Geschäft und hält sich nicht lange in geschlossenen Räumen auf", so Walter Wölfler, "Das mindert auch das Risiko einer Ansteckung."
Die Erholungseffekte sind allerdings konzeptspezifisch, denn viele Unternehmen, die bereits vor der Krise gelitten hatten, mussten nun endgültig kapitulieren. Vor allem Labels aus dem Mode- und Textilbereich wie zum Beispiel Jones bereinigten ihre Filialstruktur oder mussten wie etwa Stefanel die Ladentüren nicht nur für den Lockdown, sondern gleich für immer schließen.
##Das Goldene U kommt in Schwung
Bewegung gibt es seit der Krise auch im Goldenen U rund um den Kohlmarkt: "Hier haben wir in jüngster Vergangenheit drei Flächen vermittelt, und es wird noch einige Bewegungen in Top-Lagen geben", sagt Tanja Tanczer. Während es in der Spitzenlage seit jeher schwierig war, die Nachfrage zu bedienen, tun sich nun auf der Wiener Luxus-Meile im wahrsten Sinn des Wortes neue Türen auf. Auch internationale Gastronomen suchen in Österreich nach tauglichen Spitzenlagen: Im Oktober eröffnet die US-amerikanische Burgerkette Five Guys ihre erste Dependance in Österreich am Graben 30. Auch auf der Mariahilferstraße ist die Nachfrage weiterhin durchwegs gut. Eine der jüngsten Neuerungen ist dort die Store-Eröffnung des Labels Subdued, vor dem die Teenager mittlerweile Schlange stehen. "B und C-Lagen geraten hingegen jetzt noch mehr unter Druck", so Tanja Tanczer, "Hier kommen wir um eine Regulierung der Mieten nicht herum." Die Retail-Expertin geht davon aus, dass hier die Preise um zehn bis 15 Prozent sinken werden, denn vor allem für Seitengassen rund um die Einkaufsstraßen wird es immer schwieriger, wenn sich die Frequenz ausläuft.
Generell zeichnet sich in den Einkaufsmeilen getrieben durch den Onlinehandel auch ein Trend zu Mono-Brand- Stores ab: "Vor allem Kosmetiklabels lösen sich zunehmend von den Parfümerie- Stores ab und sind mit einem eigenen Shop in den Einkaufsstraßen präsent." Mit ein Grund dafür ist mitunter das Streben nach Brand-Awareness und ein gelungenes Omni-Channeling. "Alle Händler versuchen nun verstärkt, ihre Verkaufskanäle perfekt miteinander zu verbinden", so CBRE-Experte Walter Wölfler. "Diesen Trend hat Corona rasant beschleunigt."
##Investoren warten ab
Auch, wenn im operativen Bereich durchaus positive Entwicklungen zu verzeichnen sind, halten sich Investoren in der Assetklasse Retail heuer stark zurück: So lag der Anteil am Gesamtinvestment in Österreich im ersten Halbjahr bei rund sechs Prozent, während im ganzen Jahr 2019 15 Prozent auf den Handel zu verbuchen waren und im Jahr 2018 gar noch 29 Prozent.
"Die Unsicherheit ist groß, weil ein Thema völlig offen ist", sagt Walter Wölfler, "Nämlich: Wie geht es mit Corona weiter?'" So wäre eine neuerliche Welle, verbunden mit einem erneuten Lockdown, für den Handel ein Desaster, und wenn die Corona-Ampel umspringt, wird das auch nicht ohne Folgen bleiben: Schließlich geht wohl niemand gerne mit Mundnasenschutz auf Shoppingtour.
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AutorSusanne Prosser
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