Von inneren Drachentötern und galaktischen Rebellen

Was die Immobilienbranche von Hollywood und HBO lernen kann. Eine reine Formalität hätte uns um ein Haar einen der größten Filme aller Zeiten gekostet: Star Wars Episode V - das Imperium schlägt zurück. Schuld war das mindestens so epische Intro: Wir alle lieben sie doch heute noch, die goldgelbe Schrift, die sich von unten ins Bild schiebt, um uns vom Schicksal einer weit entfernten Galaxie zu künden. Was eingefleischte Fans wissen: Dieses Intro selbst ist schon ein Akt der Rebellion (passend zum Filminhalt). Denn in den Siebzigerjahren schrieb die Writer's Guild of America noch vor, dass alle am Film Beteiligten bereits im Vorspann zu erscheinen hätten. Unzumutbar fand das George Lucas und machte es einfach anders. Die Writer's Guild versuchte daraufhin gleich den ganzen Film zu verhindern. Schließlich kam Lucas mit einer Strafe von 250.000 Dollar davon. Doch Lucas wusste eines und das bringt uns zum Thema dieses Artikels: Der erste Eindruck ist alles. Darauf ist auch die Immobilienbranche schon gekommen. Home Staging, Immobilienpräsentationen, Multimedia - will man eine Immobilie an den Mann oder die Frau bringen, dann hat man sie in das rechte Licht zu setzen. Doch der besten Immobilienpräsentation fehlt noch immer ein wichtiges Adjektiv: episch. Sind Game-of-Thrones-Fans unter uns? Sicherlich. Denn seit dem Start der HBO-Serie hat sich der kleine Kreis der Verrückten, die tatsächlich alle rund 5000 Seiten der Westeros-Saga gelesen haben, um Millionen Serienfans erweitert. Doch was haben die Rebellion gegen die dunkle Seite der Macht und der Krieg um die Sieben Königreiche gemeinsam? Einen unvergesslichen Vorspann. Und im Falle von Game of Thrones kann sich die Immobilienbranche vielleicht noch ein emotionales Scheibchen abschneiden. Begleitet von epischer Melodie mit Ohrwurmgarantie wächst uns hier gleich einem Uhrwerk in wohlig warmen Sepiatönen eine ganze Welt entgegen. King's Landing und der Red Keep schieben sich zahnradgetrieben in veredelter Bastelholzoptik in den Himmel, bevor unser Blick über die Mauern von Winterfell und die Night's Watch an der Mauer bis nach Pentos fliegt, das sich ebenso elegant in die Höhe schraubt. Volle eineinhalb Minuten präsentiert sich die Welt der Sieben Königreiche, der Exil-Targaryens und inzestuösen Lannisters, Folge um Folge wieder, und doch sehen wir sie immer wieder gerne. Behalten wir diese Bilder, diese Musik und vor allem die Stimmung, in die sie uns gleich zu Anfang versetzen, einen Moment im Kopf. Was wäre, wenn sich ähnlich episch ein Einkaufszentrum in die Höhe schöbe? Eine Wohnhausanlage? Ein Industriepark? Stellen wir uns ein Heer von finanzbewaffneten Investoren und Nutzern vor, die im Geiste schon mit gezückter Klinge und erhobenem Schild in jene Mauern einziehen, die hier versprechen die Welt ein bisschen monumentaler und ihre Bewohner ein bisschen ritterlicher zu machen - wenn auch nur im Bauchgefühl. Denn auch im kühlsten Zahlenmenschen steckt ein kleiner Drachentöter. «