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Dämmen ist nicht alles

Bevor Unternehmen nun beginnen ihre Immobilien in teure Dämmstoffe einzupacken, sollten sie überlegen, wo sich schneller amortisierende Einsparungspotenziale finden lassen. Wer auf klassische Wärmedämmung setzt, braucht einen sehr langen Atem. „Wärmedämmung rechnet sich erst in 50 Jahren – wenn überhaupt“, gibt der Geschäftsführer der Green Tech Solutions GmbH, Ludwig Ems, zu bedenken. Wer glaubt, dass die Unternehmer bereits sämtliche Einsparungspotenziale gehoben haben, der irrt gewaltig. Allein die Beleuchtung ist für 20 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs verantwortlich. Dieser Anteil kann mit der Nutzung hocheffizienter, moderner Lichttechnik auf etwa vier Prozent gesenkt werden. ## Energie selbst produzieren Die Unternehmen sollten sich überlegen, die benötigte Energie gleich selbst zu erzeugen. „Zum Beispiel durch Fotovoltaik. Da kann man auch ordentlich Geld verdienen“, so Ems. Das Aufstellen von Fotovoltaikpaneelen sei eine gute und sichere Wertanlage. Aufgrund der aktuellen Direktförderung der Stadt Wien, der aktuellen Anlageinvestitionen und der derzeitigen Strombezugstarife rechnen sich Fotovoltaik-Kraftwerke in acht bis zehn Jahren. Die Rendite nach AfA (Absetzbetrag für Abnutzung der Anlage) liegt zwischen sechs bis acht Prozent. „Das ist mit Immobilien-Investitionen derzeit kaum zu erzielen“, betont Ems. „Für Unternehmen mit großen Betriebsflächen ist das Dach ein bisher ungenutztes Kapital.“ Leider sind viele Dachflächen für die Montage der Fotovoltaik-Paneele nicht geeignet. „Durch die Leichtbauweise können sie das Gewicht nicht tragen.“ Dies hat auch Pferdehofbetreiber Toni Stockner aus Tober bei der Teichalpe erkannt. „Unsere Anlage hat eine Leistung von etwa 200 kW Peak – und ist damit die zweitgrößte in der Region. Auf sechs verschiedenen Dachflächen sind 800 Solarpaneele mit in Summe 1300 Quadratmetern montiert. Damit können wir mindestens 200.000 kWh pro Jahr produzieren. Das heißt, bei einem angenommenen Durchschnittsverbrauch von 5.000 kWh pro Haushalt wäre das der Stromverbrauch von mindestens 40 Haushalten.“ Im konkreten Fall bedeutet dies, dass die Anlage halb Tober mit Strom versorgen könnte. ## Hühnermist und Grasschnitt Bei Wolf Nudeln im Südburgenland – erst kürzlich mit dem Energy Globe Award Austria ausgezeichnet – sind Stromrechnungen mittlerweile unbekannt. Joachim Wolf: „Wir sind zu hundert Prozent energieautark und speisen sogar noch etwas ins Netz ein.“ Der Energiebedarf wird aus den vorhandenen Ressourcen der eigenen Landwirtschaft und den Hühnerstallungen abgedeckt, der Überschuss wird ins Stromnetz eingespeist. Hühnermist und Grünsilage vergären in einer eigens entwickelten technisch neuartigen Anlage zu Biogas. Das Verfahren ist besonders effizient und bringt bei gleichem Einsatz von Biomasse höhere Erträge. Was nach der Gärung übrig bleibt, kommt als natürlicher Dünger auf die Felder. Zwei mit Biogas angetriebene Generatoren versorgen die Nudelproduktion mit Strom. Die Ab- und Kühlwärme der Generatoren wird für die Trocknung der Nudeln verwendet. Zusätzlich werden die Hühnerstallungen beheizt. ## Brot-Pellets als Heizmaterial Dass altes Brot in Biogasanlagen verwertet wird, ist nicht neu. Manche Bäckereien haben inzwischen damit begonnen, die Brotreste in Pellets zu pressen, um damit die Öfen zu heizen. Denn die Brot-Pellets haben fast denselben Brennwert wie Holz. Die Herstellung von Pellets sei ein sehr vernünftiger Kreislauf, durch den Bäckereien hohe Energiekosten senken könnten. Der Clou ist, dass jeder Bäcker das kann. Jeder Betrieb habe die Mahlmaschinen, um die Reste zu zermahlen, und die Knetmaschinen, um den Teig mit Wasser zu mischen. Die mittelständischen Bäckereien hätten zudem die Zerteilmaschinen, um die Pellets zu formen. Zum Trocknen der Pellets könne nachmittags die sonst ungenutzte Restwärme der Öfen vom Morgen genutzt werden. Öffentlich darüber reden wollen die Bäcker nicht, denn sie befürchten Imageschäden: „Brot hat vor allem für ältere Menschen einen besonderen Stellenwert. Man verbrennt kein Brot.“ ## Zukunftshoffnung Agrothermie Unter den Begriffen Geothermie oder Erdwärme sei die Gewinnung von Warmwasser zur Beheizung schon länger bekannt. Diese Methode werde in manchen Regionen schon seit Jahren genutzt. Im Gegensatz zu privaten Hausgrundstücken gehe es bei der Agrothermie um landwirtschaftliche Acker- und Wiesenflächen. Dabei werden Rohrleitungen aus Kunststoff als Erdwärmekollektoren in zwei Metern Tiefe in den Boden eingepflügt. In dieser Tiefe herrscht eine konstante Plustemperatur. Durch die Leitungen der Rohre fließt ein Wasser-Glykol-Gemisch, das die Erdwärme aufnimmt und an Haushalte und Betriebe weiterleitet. In den Häusern und Betrieben stehende Wärmepumpen heben das Temperaturniveau auf die benötigte Vorlauftemperatur an. Das System eignet sich auch noch für den umgekehrten Weg, nämlich für die Speicherung von Abwärme im Boden: Die Acker- und Wiesenflächen können so weiter genutzt werden und im Gegensatz zu Wind- und Solarparks gebe es keine Beeinträchtigungen im Landschaftsbild oder in Form von Geräuschen. Ob sich diese Methode auch rechnet, steht noch in den Sternen. Erste Erkenntnisse soll ein in der Gemeinde Wüstenrot in Baden-Württemberg Anfang des Jahres angelaufenes Pilotprojekt bringen, in dem diese Technik insbesondere auf ihre Wirtschaftlichkeit geprüft wird. In Wüstenrot reichen 1,5 Hektar Ackerland mittels Agrothermie zur Beheizung von 34 Häusern. ## Gravitationswasserwirbelkraftwerk Ein Wasserwirbelkraftwerk ist ein kleines Flusskraftwerk. Bei einem Gefälle ab 0,5 Meter und Wassermengen ab ca. 1000 Liter pro Sekunde können Wasserwirbelkraftwerke eingesetzt werden. „Die Technik ist nicht mit einem herkömmlichen Kleinwasserkraftwerk zu vergleichen“, so Franz Zotlöterer. Sie beruht auf einem Becken mit einem zentralen Abfluss. Darüber bildet sich ein Wasserwirbel, der mithilfe der Schwerkraft bzw. Höhendifferenz einen langsam drehenden Rotor mit ca. 20 Umdrehungen pro Minute bewegt. Dieser treibt den Generator an, der den Strom produziert und ins Netz einspeist. Strom aus einem Wasserwirbelkraftwerk kann vergleichsweise kostengünstig produziert werden. „Für 80.000 Euro bekommen Investoren ein Kraftwerk, das 60.000 Kilowatt Strom im Jahr produzieren kann. Wenn ich die gleiche Leistung mittels Fotovoltaik erreichen will, muss ich derzeit mit einer Mindestinvestition von rund 150.000 Euro rechnen.“ Durch den Wegfall der Förderung ist wieder mit einer Preissteigerung zu rechnen. Ein weiterer Vorteil laut Zotlöterer: „Fotovoltaikelemente haben eine maximale Lebenszeit von 20 Jahren, vielleicht 30 Jahren. Wasserwirbelkraftwerke sind dank der innovativen, einfachen und wartungsarmen Technologie für einen Dauerbetrieb von rund 50 bis 100 Jahren ausgelegt.“ ## Kleinwindkraftanlagen Der Begriff der Kleinwindkraft oder Kleinwindenergie unterliegt keiner einheitlichen Formulierung. Darunter werden alle Windkraftanlagen verstanden, die eine Generatorleistung bis 100 kW aufweisen. Kleinwindkraftanlagen sollen den Zweck der dezentralen Stromversorgung für landwirtschaftliche Betriebe sowie Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe erfüllen. In der Großwindkraft (Leistung ab 100 kW) sind Windräder mit horizontaler Achse am Markt vertreten. Im Kleinwindkraftbereich findet man Windkraftanlagen mit horizontaler sowie mit vertikaler Achse am Markt. Vorteil der vertikalen Anlagen (VAWT) ist, dass sie den Wind unabhängig von seiner Richtung nutzen können. Zudem benötigt man bei dieser Bauweise keine Windnachführung im Vergleich zur Horizontalachsanlagen (HAWT). Diese sind gegenüber sich schnell ändernden Windrichtungen anfälliger als VAWT, da ihre Rotorachse im Wesentlichen parallel zur Windströmung ausgerichtet ist. Aufgrund der geringeren Blattspitzengeschwindigkeit eignen sich Vertikalachsanlagen für bebaute Gebiete, da sie geringere Schallemissionen als Horizontalachsanlagen aufweisen. Dass es im städtischen Bereich nicht ganz einfach ist, Windräder auf dem Dach zu montieren, davon weiß Michaela Reitterer, die Eigentümerin und Geschäftsführerin der HS Hotelbetriebs GmbH – Boutiquehotel Stadthalle in Wien, dem weltweit 1. Stadthotel mit Null-Energie-Bilanz, ein Lied zu singen. Das Passivhaus wird mittels Wasser-Wärmepumpe und Solarthermie beheizt, eine Fotovoltaikanlage produziert die nötige Elektrizität. Ein Lavendelfeld sorgt nicht nur für einen optischen Aufputz des Flachdachs, sondern bietet auch die perfekte Isolierung, damit die nachhaltig erzeugte Wärme auch in den Zimmern bleibt. Allein die Realisierung des Windradprojektes lässt noch auf sich warten. Seit vier Jahren hat sie mit Einsprüchen zu kämpfen. „Wien weiß nicht, wie man damit umgehen soll. Die Stadt hält sich hier noch bedeckt.“ Vorschläge, ein Kleinwindkraftwerk zu Forschungszwecken zu installieren und Daten zu sammeln, blieben ungehört. „Ganz einfach gesagt: Wir haben vier Jahre ver…“ «
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© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 04. November 2013 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


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AutorMichael Neubauer
Tags
Energieeffizient
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