Immomedien
immomedien.at
 / Lesezeit 8 min

Die zukunftsfähige Stadt

Unser aller Leben ist in einem stetigen Veränderungsprozess begriffen. Mit dieser Veränderung entwickeln sich auch immer neue Bedürfnisse und Anforderungen an unser Umfeld. Vom Versorgungssystem Stadt – als große, zentralisierte und abgrenzte Siedlung mit einer Verdichtung an Kulturraum und Verkehrswegen – fordert dies die Fähigkeit zur permanenten Anpassung. Wie sich eine Stadt baulich weiterentwickeln sollte, hängt also stets von Faktoren ab, die neu sind, oder sogar vorhergesehen werden müssen – denn die Projekte von heute müssen unsere Anforderungen an morgen erfüllen. Entscheidend sind dabei die Entwicklungen in der Bevölkerungsstruktur hinsichtlich Alter und Geschlecht, die Zuwanderung, die Sozialstruktur und die Veränderungen der Lebensstile, wie etwa (derzeit) durch wachsende Qualitätsansprüche beim Wohnen, oder die Zunahme an Singlehaushalten. Eine der Herausforderungen dabei ist, die Anforderungen mit den natürlichen Ressourcen in Einklang zu bringen, sowie durch attraktive Standorte, Infrastruktur und innovative Einrichtungen ein investitionsfreudiges Klima für die Wirtschaft zu fördern. So hat zum Beispiel Wien im Stadtentwicklungsplan STEP 05 die Ziele verankert, den Erhalt des Grüngürtels rund um Wien und die Donaulandschaft zu sichern, mit der Ressource Boden sparsam umzugehen, so- wie eine vertikale Nutzungsmischung zu forcieren. Letzteres bedeutet, dass ein Viertel nicht einseitig organisiert sein soll, Lebensraum den Zugang zu Einrichtungen des kulturellen Lebens, zu Sozial-, Bildungs-, Gesundheits- und Betreuungseinrichtungen ermöglicht und die sozialen Schichten nicht separiert werden. In der Bundeshauptstadt steht neben dem Aspekt der Sicherheit der Stadtbevölkerung auch die Integration aller Menschen mit besonderen Bedürfnissen, etwa mit Mobilitätseinschränkungen, sowie der Gender Mainstreaming Aspekt, also eine Gender-unabhängige Nutzbarkeit aller Einrichtungen, im Fokus. Generell soll auch das Individualverkehrsentstehen durch Begünstigen von Alternativen verringert werden. Wien steht mit steigenden Zuzugsraten und – vorgegeben durch Größe und wachsendem Verkehrsaufkommen – hohem Bedarf an Vernetzung besonders in der Pflicht. Aber auch die Landeshauptstädte widmen sich intensiv dem Thema Stadtentwicklung. In Bregenz wird derzeit die Seestadt um den Bahnhof herum und entlang der Bahnhofsstraße geplant. So eine prominente Lage wird selten zum Schauplatz eines großen Stadtentwicklungsprojektes. Daher wird hier auch mit besonderer Sorgfalt vorgegangen – die Nähe zum Festspielareal bedeutet nämlich bis zur Fertigstellung aller Arbeiten auch und vor allem eines: Das Projekt hat eine internationale Bühne. Dem sehen sich die strategischen Kooperationspartner – die Prisma Unternehmensgruppe gemeinsam mit der SES Spar European Shopping Centers – gewachsen. „Die besondere Lage und Geschichte des Standortes erfordert einen verantwortungsvollen Umgang in der Quartiersentwicklung. Deshalb wurde für die neue Seestadt gemeinsam mit der Stadt Bregenz, mit Architekten und Städteplanern sowie unter Einbindung der Ergebnisse von unterschiedlichen Bürgerbeteiligungsprozessen und Interessengruppen ein umfassender Masterplan erstellt und in der Gemeindevertretung beschlossen.“, erläutert Bernhard Ölz, Vorstand der Prisma Unternehmensgruppe. „Die Seestadt Bregenz schafft wichtige künftige stadträumliche Verbindungen zwischen See und Stadt sowie zwischen Innenstadt, Bahnhof und dem Stadtteil Vorkloster.“ Mit neuer Infrastruktur für Arbeiten, Einkaufen, Wohnen und Freizeit wird die Seestadt nun zukünftig den Bregenzern eine ausgewogene Ergänzung zum Angebot in der Innenstadt bieten. Weiter östlich macht die Stadt Salzburg mit seinem Projekt „Stadtwerk“ auf sich aufmerksam. „Das Stadtwerk umfasst eine Fläche von 4,25 Hektar. Mit Abbruch der Gasspeicher und Gasverarbeitung und der Absiedlung der Verwaltung der Stadtwerke wurde das Gelände für neue Nutzungen frei. In einer mehrjährigen Verhandlungsphase wurde Anfang 2004 die Entwicklung eines städtebaulichen Konzeptes begonnen.“, erläutert Michael Buttler vom Amt für Stadtplanung und Verkehr. Die Salzburg AG, in der die Eigentümer Stadt und Land zusammen als Auftraggeber für die Neugestaltung des Areals fungieren, hat einen besonders intensiven Nutzungsmix verfolgt. Durch die politische Aufmerksamkeit, die das Projekt genossen hat, konnte die Gestaltung in der Entwicklungsphase gut an die vom Umfeld postulierten Bedürfnisse angepasst werden: In einem 12 Monate dauernden Verfahren wurden Fachleute, Behörden und Vertreter aus der Bevölkerung intensiv eingebunden. Herausgekommen ist ein Verhältnis zwischen Wohnbau und Gewerbeflächen von 50:50 Prozent. Um interessante Mieter in schwierige Erdgeschoßflächen zu bringen, wurden in Zusammenarbeit mit der Prisma, als Partner für den gewerblichen Part, besondere Anreize geschaffen: Durch das Gebiet führt eine Achse – der so genannte „Boulevard“. Dort werden mit einem Baukostenzuschuss aus dem Grunderlös Gewerbeflächen günstig vermietet, so konnten sich etwa NGOs ansiedeln. Die Stadt hat sich dann außerdem dazu entschlossen, selber Flä- chen anzukaufen und dort den Standort der Stadtgalerien zu schaffen – eine langfristige Aufwertung. Darüber hinaus ist mit dem Stadtwerk eine Marke geschaffen worden, die vom eigens dafür gegründeten, gleichnamigen Verein stetig entwickelt wird. Abgeschlossen ist das Projekt noch nicht – es gibt noch 2 offene Baufelder, wovon eines derzeit noch als Reserve ganz ohne Widmung als Parkplatz dient. ## Alt und neu verbinden Ein weiteres Entwicklungsprojekt in Salzburg ist die „Riedenburg“. Am 3,5 Hektar großen Gelände der ehemaligen Riedenburgkaserne soll in den nächsten Jahren Wohnraum mit einer Bruttogeschoßfläche von rund 35.700 m² und 5000 m² Grünflächen geschaffen werden. Das Projekt befindet sich in einer frühen Phase, soll aber bereits 2017 den gestiegenen Wohnbedarf in guter städtischer Lage befriedigen. Derzeit geht es um Flächenumwidmungen und Detailplanungen – nicht so leicht in einem Areal, das direkt an die UNESCO-geschütze Altstadt angrenzt. Ein Modell, wie auch die Stimme der Salzburger Stadtbewohner in die Gestaltung des urbanen Lebensraumes einfließen kann, zeigt die Entwicklung „Linzergasse Neu“: Mittels Fragebogen wurden die Wünsche der Anrainer, Einzelhändler und Liegenschaftseigentümer erhoben und in einer 3-tägigen Veranstaltung, dem Altstadt-Symposium, Leitziele festgelegt, welche direkt von den Liegenschaftseigentümern, Bewohnern und Geschäftstreibenden des Viertels formuliert werden konnten. Es ging den Bewohnern hauptsächlich um die einheitliche Pflasterung der Geschäftswege, Sanierungsarbeiten an den denkmalgeschützen Häusern, und um die Schließung von Lücken in der Versorgung, etwa durch Ansiedeln eines Lebensmittelmarktes. Alexander Würfl vom Baurechtsamt Salzburg hat das Projekt vom Start weg mitbetreut und meint, dass der Dialog hier besonders gelungen ist: „Als Mehrwert sehe ich, dass die Wünsche der Bürger umgesetzt werden konnten – aber auch, dass im Gleichzug das Verständnis für die Anliegen der Stadt auf der Bürgerseite gestiegen ist – etwa wenn es um die einheitliche Gestaltung von Werbemaßnahmen geht.“ Aber zurück zu Wien – hier sind parallel eine Vielzahl von großen Entwicklungsprojekten im Gange. Das Areal des neuen Hauptbahnhofes stellt mit seiner Fläche von 109 Hektar eines der Megaprojekte in Wien dar. Abgesehen von den Flächen für den Bahnhof entsteht auf gut der Hälfte des Areals ein neues Stadtviertel mit Büros, Wohnungen, Handels- und Dienstleistungsbetrieben, Hotels, Bildungscampus und Kindergärten. Auf 55.000 m² neu errichteter Bürofläche werden 20.000 Menschen einen Arbeitsplatz beziehen und 5.000 Wohneinheiten etwa 13.000 Bewohnern ein neues Zuhause geben. Über 13 Prozent der verfügbaren Grundfläche wird als Grünanlage gewidmet und damit den Grundsätzen der Grünflächensicherung in der Wiener Stadtentwicklung entsprochen. Ein weiteres Bahnhofsareal wird in Wien gerade umgestaltet – der Nordbahnhof. Die 75 Hektar Bebauungsfläche des Areals zeichnen sich durch ihre Nähe sowohl zum Donauraum, als auch zur Innenstadt aus. Die strukturelle Einbindung der lokalen Stadtlandschaft wurde bei der Planung besonders berücksichtigt. Fast 65 Prozent der neu geplanten Bruttogeschoßfläche wird das Thema Wohnen abdecken, dem ökologischen Aspekt werden 5 Hektar Grünflächen gerecht. Die Fertigstellung ist für 2025 geplant. Mit weiteren Projekten wie dem Viertel Zwei und dem neuen Campus der WU Wien ganz ist die Leopoldstadt ein Bezirk, der sich gerade besonders im Wandel befindet. Sabine Ullrich von der IC-Projektentwicklung sieht ihre Aufgabe im Rahmen der Gestaltung des Viertel Zwei so: „Stadtentwicklung ist nicht mit Immobilienprojektentwicklung gleichzusetzen – Stadt entsteht wo Menschen wohnen, arbeiten, sich gerne aufhalten und sich wohlfühlen. Am Beginn und im Mittelpunkt jeder Stadtentwicklungsüberlegung muss der Mensch stehen. Als Erfolgsfaktoren für die Entwicklung eines Stadtviertels wie diesem sind neben einer ansprechenden Architektur vor allem die Diversität und der Nutzungsmix zu nennen. Das ist es, was letztlich erst Leben und Lebensqualität schafft. Freizeit- und Grünflächen sind auch für sie ein großes Thema: „Ein weiterer wesentlicher Faktor des Erfolgs ist die Gestaltung und das Angebot im Raum zwischen den Gebäuden. In Viertel Zwei ist der Freiraum die Klammer des Stadtquartiers – als besonderes Element haben wir unseren See, der das Herzstück von Viertel Zwei bildet.“ Für das Erweiterungsprojekt Viertel Zwei Plus ist bereits der Startschuss gefallen. Zwei Planungsgebiete – Trabrennstraße und Meiereistraße – werden in den nächsten Jahren das Viertel Zwei um jeweils 100.000 m² Wohn- und Gewerbeflä- chen vergrößern. T.O.C.-Chef Ewald Stückler sieht das freilich kritischer: „Bei der Stadtentwicklung bemerken wir seit Jahren einen sehr starken Trend zu Mischformen, Standorte wo nur mehr gearbeitet wird und Wohnen, Freizeit, Kultur ausgeblendet sind, wird es immer weniger geben. Die moderne Gesellschaft geht nicht in Fabriken um zu arbeiten, die Wissensgesellschaft will Wohnen, Arbeiten und Freizeit in unmittelbarer Nähe kombinieren können und dazu gilt es die richtigen Massnahmen in der Stadtentwicklung zu setzen. VIERTEL ZWEI ist mit Sicherheit auch international ein absolutes Vorzeigeprojekt. Dies war aber auch nur möglich, weil hier ein Investor Mut und eine Vision, aber auch die Unterstützung der Stadt erhalten hat! Wir bräuchten mehr von solchen Modellen in Österreich.“ Generell mahnt Stückler: „Wien ist im Bereich der Lebensqualität immer unter den Top 3 der Welt, dies freut uns natürlich sehr, aber wenn wir im Wirtschafts Ranking weiter an Boden verlieren, werden wir zu einem Land der Lipizzaner und Lieferant von Mozartkugeln, dass ist zu wenig für ein Überleben im Wettkampf der Städte. Der Politik fehlt hier leider ein klares Konzept, wie wir wieder internationale Konzerne motivieren können, sich verstärkt in Österreich anzusiedeln. Die kleinen Ansiedelungen von Einzelpersonen/Firmen, sind nett, haben aber keinen echten Wirtschaftsfaktor. Konzerne entscheiden strategisch, für eine Stadtentscheidung, müssen die Rahmenbedingungen passen, steuerliche Anreize, stabile politische Rahmenbedingungen, Lohnkosten, Erreichbarkeit. Hier sind wir auf alle Fälle nicht unter den Top Standorten in Europa.“ Stückler abschliessend: „Im Bereich der Städteplanung wird leider immer noch zu viel im eigenen Saft der Politik gekocht, wir empfehlen dringend hier in Zukunft ein Team der besten Köpfe, aus der Politik, der Städteplanung, der Immobilienbranche und der Wirtschaftskammer zu implementieren, damit wir nicht nur für den lokalen Bedarf Stadtteile entwickeln, sondern auch für den internationalen Bedarf, welcher uns Arbeitsplätze und Kaufkraft ins Land bringen wird. Mehr Präsenz der Politik z.B. auf der EXPO REAL und dies nicht zum Händeschütteln, wäre, so Stückler, sehr wünschenswert, damit Investoren wieder Vertrauen in den Standort Österreich bekommen.“ Eine neue Art, die Einkaufsbedürfnisse der Bewohner neuer Stadtteile zukünftig zu befriedigen, zeigt das auf 240 Hektar geplante Megaprojekt ‚aspern – die Seestadt Wiens‘. Hier will man nicht auf Einkaufszentren, sondern beim System der Einkaufsstraße bleiben. Allerdings mit deutlichen organisatorischen Merkmalen eines Centers. Die aspern Seestadt Einkaufsstraßen GmbH (ein Joint Venture zwischen Wien 3420 Development AG und SES Spar European Shopping Centers) ist für die Konzeption, Realisierung und den laufenden Betrieb einer „gemanagten Einkaufsstraße“ in der Nahversorgungszone der neuen Seestadt Wiens verantwortlich. Dabei werden die für Handel, Gastronomie und Dienstleistung vorgesehenen Erdgeschoßflächen in der Haupteinkaufsstraße von den jeweiligen Bauträgern angemietet und auf Basis eines detaillierten Branchen-/und Nutzungskonzeptes an die zukünftigen Shoppartner weiterverpachtet. Die Eröffnung der ersten Shops ist für 2015 geplant. „Das Besondere ist die Chance, Handel von Beginn an in die städtischen Strukturen zu integrieren und allen Anforderungen für eine gelungene Nahversorgung zu begegnen.“, meint Alexander Eck, Head of Developments, SES zuversichtlich über diese besondere Lösung. «
Immomedien

Registrieren. Weiterlesen. Vorteile genießen.

Egal ob Sie exklusive Artikel, ein Unternehmensprofil anlegen oder Applikationen wie unser interaktives Firmenbuch nutzen wollen. Wir haben garantiert das richtige Abo-Paket für Ihre Zwecke parat.

Ihre Vorteile

  • Erstellen eines ausführlichen Personenprofils
  • Testweise 3 Immobilien Magazin Printausgaben
  • Lesezeichen für Artikel, Jobs und Events
  • Erstellen von Pressemitteilungen, Events und Jobs
  • Erstellen eines ausführlichen Firmenprofils
  • Schalten Sie über unsere Abonnements weitere Funktionen frei und erhalten Sie den vollen Zugang zu allen Artikeln!

PRO Abo monatlich

10,- € / Jahr exkl. MwSt.

Vorteile entdecken

Pro Abo

120,- € / Jahr exkl. MwSt.

Unlimitierter Zugang zu allen Leistungen inkl. 5 Personen Abos

Vorteile entdecken

Networking Pro AddOn

584,- € / Jahr exkl. MwSt.

Vorteile entdecken

Premium Abo

1.200,- € / Jahr exkl. MwSt.

Erstellen Sie Ihr ausführliches Personenprofil, Zugang zum digitalen Immobilien Magazin

Vorteile entdecken

© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 02. Juli 2014 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


BB
AutorBarbara Bartosek, Gerhard Rodler
Tags
Seestadt
Markt
Stadtplanung
Infrastruktur
Seestadt Bregenz
Nordbahnhof
Stadt Wien
Hauptbahnhof
UNESCO
Stadtentwicklung

Weitere Artikel

Immomedien
Informiert bleiben.

Treffen Sie eine Selektion unserer Newsletter zu buildingTIMES, immoflash, Immobilien Magazin, immo7news, immojobs, immotermin oder dem Morgenjournal

Jetzt anmelden

© Cachalot Media House GmbH - Alle Rechte vorbehalten