Immomedien
immomedien.atimmo7news
 / Lesezeit 3 min

Lokaltipp: Victus & Mili

Genauer übersetzt heißt der Name des Lokals „Lebensmittel & Liebe“. Denn „Victus“ ist der lateinische Begriff für Lebensmittel und „Mili“ einer alten germanischen Sage nach ein Synonym für die Liebe. Und dieser Name ist Konzept, in dem eigenwillig charmanten Lokal an der Burggasse. Selbst der Hippie-Style des Schanigartens auf dem Piazza-artigen Kreuzungsbereich Höhe Kirchengasse spricht von Liebe. Das Lokal selber wird von einer großen Schauküche dominiert, das restliche Interieur ist eine „moderne“ Mischung aus Vintage-Elementen. Aber nicht übertrieben, vielmehr angenehm unprätentiös und schlecht gut gewählt. Die Auswahl von wenigen ansprechenden Komponenten, die zusammen ein unaufdringliches, aber äußerst stimmiges Ganzes ergeben, ist hier Konzept und das setzt sich auch am Teller fort. Gastgeber Michael Urban legt das Gewicht auf beste Qualität der Zutaten. Weshalb er auch nahezu alles selber macht - von Sirup über Brot bis hin zur Wurst, die dann weiter in Sughi für Pasta oder in ein Soufflé, wie etwa das von der Blunze, weiterverarbeitet wird. ##Weniger ist mehr Bleiben wir gleich beim Blunzensoufflé, das neben einem Obatzten (mit bereits erwähnten selbstgemachten und äußerst knusprigen Brot in Schwarz und Weiß) den außergewöhnlichen Start hinlegt. Wer immer schon eine gewisse Scheu vor Blutwurst hatte, sollte sie nun endgültig ablegen - vor allem da die Klassiker der Wiener Küche ja mehr und mehr ihr Comeback feiern. Die hier gepflegte Verarbeitungsform ins Soufflé bekommt der Zutat nämlich sehr. Mit den sauer marinierten Rhabarberscheibchen und der frischen Gurke mit Senfvinaigrette fällt dieses Gericht auch deutlich leichter und feiner aus als sein berühmter Bruder, das Blunzengröstl. Der Obatzte - ein Mitbringsel aus Urbans Heimat Bayern - wird hier in gröberer Konsistenz serviert, dafür aber wieder feiner abgeschmeckt, mit eingelegten Rüben und Radieschen. Ein spannender Zugang. Die gepökelte Rindsbrust mit weißem Marchfelder Bio-Spargel, Estragon-Erdäpfeln und Misoschaum ist an Zartheit nicht zu überbieten. Der Miso im Safterl macht sich grandios - die wenigen Zutaten sind perfekt aufeinander eingestimmt. Auch das Brennessel Risotto mit grünem Spargel, rotstieligem Spinat und Pecorino ist herrlich - sehr gemüsig und herzhaft erdig. Und auch der Reis ist genau recht „al Dente“. Das bereits thematisierte Credo einfachen Gerichten dank qualitativer Zutaten und hingebungsvoller Zubereitung das gewisse Etwas zu verleihen, setzt sich auch im nächsten Gericht fort. Die steirische Hendlhaxe mit Mangold und Zitronenbulgur ist wunderbar würzig, die knusprige Haut mit Kräutern gespickt. Diese vermeintlich einfache Dreifaltigkeit gereicht auch hier wieder mit Leichtigkeit für ein echtes kulinarisches Erlebnis. Einzig die Gnocchi mit Gorgonzola, Ruccula und Walnüssen würden ein kleines Gegengewicht, wie etwa Birnenschnitzel, und außerdem etwas mehr Bissfestigkeit vertragen - aber das ist Philosophieren auf sehr hohem Niveau. Den fulminanten Abschluss bildete dann ein dunkles Mousse au Chocolat, das wohl die meisten seiner Kollegen blass werden lässt. Perfektion in Konsistenz, Temperatur und Süße trifft auf Portweinschaum und Erdbeeren. Aber damit nicht genug - darüber verteilt zwingt uns ein unvergleichlicher Amaranth-Schoko-Crunch endgültig in den Kniefall, so gut. (Dieser Crunch wird ewig in Erinnerung bleiben.) Dieses Lokal macht aus Weniger mehr - die Karten sind kurzgehalten, bieten aber höchste Qualität zum Superpreis. So ist auch die Weinkarte knackig gestaltet - bietet aber alles, was man zum guten Essen so braucht, an Gläschen und Fläschchen. Ja, sogar der wohlfeile weiße Hauswein ist süperb. Und auch das Personal ist entzückend. Selten bekommt man so hohe Qualität in so relaxter Atmosphäre. Der Schanigarten wird zum sommerlicher Begegnungsort zwischen Studenten, Bobos und Gourmets - und ist trotz verkehrsbedingt schwieriger Lage unendlich charmant. Das Victus & Mili zu kategorisieren fällt daher letztlich sehr schwer, denn „chic“ und „was sich schickt“ sieht wohl im Allgemeinen anders aus. Hier geht man einfach einen ganz eigenen Weg, lässt sich genau in die Suppentöpfe schauen, macht selber, was sonst nicht genügen würde, setzt auf beste, regionale Zutaten und reduziert aufs Wesentliche. Eine echte Bereicherung für die Wiener Gastronomie-Szene. [b]Bonuskategorie 'Homemade':[/b] 10/10 [b]Preis/Leistung:[/b] 10/10 [b]Hundefreundlichkeit:[/b] 10/10 [b]Küche:[/b] 8/10 (+1 Bonuspunkt für qualitative Schlichtheit) [b]Location:[/b] 8/10 (+1 Bonuspunkt für die Erhaltung einiger Elemente aus der Vergangenheit, als an dem Standort noch eine Meinl Filiale war) [b]Service:[/b] 8/10 (+1 Bonuspunkt für Herzlichkeit) [b]Getränkekarte:[/b] 7/10 (+1 Bonuspunkt für die gute Auswahl) Feedback und Anregungen bitte an: b.bartosek@imv-medien.at [i](Legende: 10 = ein Traum, 8-9 ausgezeichnet, 6-7 gut, 4-5 mittelmäßig, unter 3 enttäuschend und kaum einen Tipp wert, 0 = verstörend schlecht und ein ernstzunehmender Warnhinweis)[/i]

© Cachalot Media House GmbH - Veröffentlicht am 25. Mai 2018 - zuletzt bearbeitet am 07. Oktober 2024


BB
AutorBarbara Bartosek
Tags
Meinung
Menschen
Lokaltipp der Woche
Victus & Mili

Weitere Artikel

Immomedien
Informiert bleiben.

Treffen Sie eine Selektion unserer Newsletter zu buildingTIMES, immoflash, Immobilien Magazin, immo7news, immojobs, immotermin oder dem Morgenjournal

Jetzt anmelden

© Cachalot Media House GmbH - Alle Rechte vorbehalten