/ Lesezeit 3 min
Zwischen Rekord und Einbruch
4,2 Prozent Plus vs. absehbarem Neubau-Rückgang
2023 zeichnet sich nach 2022 als weiteres Rekordjahr für den Neubau mit einem Plus von 4,2 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022 bei Fertigstellungen ab. Das hört sich aufs Erste gut an, wird aber so nicht bleiben. Bei der heutigen Präsentation des "Ersten Österreichischen Neubaubericht" 2.0 durch den Fachverband der Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich und Exploreal wurden die Kennzahlen und Fertigstellungen von Bauträgerprojekten in Österreich von 2021 bis 2023 zu allen Neubauprojekten präsentiert. Dabei wurden österreichweit 4.699 Projekte mit rund 129.422 Wohneinheiten ausgewertet. 2023 werden rund 47.700 fertiggestellte Wohneinheiten in Österreich erwartet. Gleichzeitig sinkt die Fertigstellungsquote in Österreich im Vergleich zum Vorjahresbericht von 4,84 auf 3,68 Wohneinheiten pro 1.000 Einwohner. Dabei dominieren im Zeitraum von 2021 bis 2023 die gewerbliche Wohnbauträger - vor allem im Eigentumsbereich, die österreichweit 63 Prozent der Wohnbauleistung erbringen. Die gemeinnützigen Genossenschaften bringen über drei Viertel ihrer Wohneinheiten als reine Mietobjekte auf den Markt. Österreichischer Spitzenreiter bei der Bautätigkeit bleibt Wien mit 8,27 Wohnungen pro 1.000 Einwohnern. Die durchschnittlichen Quadratmeterpreise haben sich dabei in allen Bundesländern erhöht", so Matthias Grosse von Exploreal: "Dabei zeigen sich aber sehr unterschiedliche Steigerungen." Diese reichen von 1,5 Prozent in Salzburg bis 14,8 Prozent in Tirol. Tirol hat auch mit 6018 Euro pro m2 die höchsten durchschnittlichen Eigennutzerpreise. Ähnlich hoch ist der m2-Preis in Wien mit 5994 Euro. Am günstigsten kauft man weiterhin in der Steiermark, mit durchschnittlich 3622 Euro pro m2. 93 Prozent der errichteten Einheiten in Österreich sind Wohnungen. Der Durchschnitt bei den Wohnnutzflächen in Österreich ist mit derzeit 67,8 m2 gleichbleibend zum Vorjahr.
Anhand der Baugenehmigungen lässt sich aber bereits jetzt ein Rückgang bei den Fertigstellungen erkennen. "Sollte der Rückgang auf eine gleichbleibende Nachfrage treffen, so könnte es in den kommenden Jahren einen Engpass bei den Wohneinheiten geben", erklärt Johannes Wild, Obmann-Stv. des Fachverbandes und Fachgruppenobmann in Niederösterreich. Und das betrifft sowohl Miete als auch Kauf. Der Obmann-Stv. des Fachverbandes und Fachgruppenobmann in Wien Michael Pisecky schildert die Lage: "Die Bauleistung war sehr hoch und das heurige sehr hohe Jahr resultiert aus den letzten. Aber das Jahr 2024 und folgenden werden markant werden. Denn in den letzten zwei Jahren ist die Planung für Projekte sehr ins Stocken geraten. Einerseits durch extrem gestiegene Baukosten und natürlich durch Zinsen, Inflation und Energiekosten. Wir merken auch, dass die Nachfrage nach Eigentum im Gegensatz zum Mietbereich stark zurückgegangen ist. Wohnungen werden nicht mehr so schnell verkauft. Bauträger werden zögerlich. Aber die eigentliche Frage - vor allem in Wien - ist, wo überhaupt noch gebaut werden kann. Es gibt ein Abbruchverbot von bestehenden Häusern, Baugenehmigungen und Verfahren dauern sehr lange und damit steigen auch die Vorlaufkosten. Wir stehen zwar aktuell in einem Rekordfertigstellungsjahr. Wir werden aber nächstes Jahr einen wesentlichen Rückgang sehen. Für 2025 mache ich mir Sorgen. Denn selbst wenn wir jetzt wieder anfangen zu bauen wird sich das frühestens 2026 wieder ausgehen." Gerald Gollenz, Obmann des Fachverbandes der Immobilientreuhänder der Wirtschaftskammer Österreich, appelliert hier an die Politik: "Wir müssen den Unsicherheitsfaktor jetzt wegkriegen. Der Krieg wird hoffentlich aufhören, die Inflation wird sich wieder einpendeln, die Baukosten werden bleiben. Wir sind eine Innovative Berufsgruppe und wir werden Ideen entwickeln. Das wird das Bauen hoffentlich wirtschaftlicher machen. Und auch der Drang weg von der Stadt wird sich weiter verstärken. Wohnen am Land wird mit besseren Infrastrukturen interessanter werden und auch das wird dazu beitragen, dass es auch wieder besser wird. Aber wenn jetzt nicht rasch sinnvolle Maßnahmen gesetzt werden, um einem Engpass für Wohnraum entgegenzuwirken, dann haben wir in drei, vier Jahren ein großes Problem."
EK
AutorElisabeth K. Fürst
Tags
WKÖ
Michael Pisecky
gerald gollenz
exploreal
Matthias Grosse
Johannes Wild
Ersten Österreichischen Neubaubericht
Fachverband der Immobilientreuhänder
immoflash.at
immomedien.at
Weitere Artikel