Fuck Tschernobyl!<br/>Happy Birthday, Humboldt!

Nach dem F-Wort, welches in Berlin für den Flughafen steht, hoffen die geplagten Hauptstädter nun auf die Humboldts. Im Klartext: auf den Geburtstag des prominenteren der beiden Brüder und die Eröffnung des Forums 2019. Zur Erinnerung, das Humboldt Forum ist im Budget und im Zeitrahmen. Damit sind die guten Nachrichten aber auch schon zu Ende. Es hapert, wie immer, an den Inhalten. Bis dato war es einfach: Im verstaubten Dahlem standen die Souvenirs kolonialer Raubzüge ja auch nicht im Schaufenster. Und ja, auch der Louvre und alle anderen großen Museen leben vom Beutegut vergangener Jahrhunderte. Aber Berlin? Hat die Hauptstadt der coolen Rotzigkeit einen Bau mit Chi-Chi-Stuck und einer Kuppel, die sich wie eine verlorene Titte an einen Zyklopenleib schmiegt, verdient? Wohl kaum! Erst jüngst hat die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy das Handtuch geschmissen und den Beirat verlassen. "Das Humboldt Forum ist wie Tschernobyl", klagte sie gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Nur kann man den Betonklotz leider nicht nochmals mit Beton ummanteln. Nun macht auch der Förderverein Berliner Schloss Druck und pocht auf den 14. September 2019, den 250. Geburtstag Alexander von Humboldts, als Eröffnungsdatum. Das, so Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins, sei man dem großen Naturforscher schließlich schuldig, wenn man sich schon seines Namens bediene. Experten rechnen mit einer möglichen Fertigstellung im Jahr 2020. Oups! ##Nachts im HuF Aufgeklärte Stadtschreiber wünschen sich schon heute, dass der Bau nach der Eröffnung den Kosenamen HuF bekommt. Typisch Berlin, das Kaufhaus des Westens kennt man ja auch nur als KADEWE. Doch ob das alleine hilft, um die kulturellen Traditionen der Menschheit unter einem Dach erfahrbar zu machen? Warum hat der Pulk an Kuratoren, Wissenschaftlern, Aktivisten und allen voran Politikern eigentlich so eine Angst davor, den Kasten mit Leben zu füllen. Wie wär's mit einer Nacht im Museum? Wer weiß, auch wenn das Gros der Gesellschaft womöglich wenig Interesse am Kopfschmuck afrikanischer Stammeshäuptlinge hat, eine Nacht mit Blick auf eine fremde Kultur hätte vielleicht ihren Reiz. Zum Frühstück gäbe es Honig, der am HuF-Dach geerntet wird. Und die Kaffeebohnen aus Äthiopien werden am offenen Feuer frisch geröstet etc. Ich bin mir sicher, das wäre mehr nach dem Geschmack des Weltenentdeckers Alexander von Humboldt. Denn "die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben", so sagt man, sprach Humboldt und seufzte.